WHEN GRAVITY HITS AND HANGOVERS ARE REAL.

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Warum ihr unbedingt eine Gruppenreise buchen solltet

In der Schulzeit kehrten wir nach den Sommerferien hoffnusgsvoll ins Klassenzimmer zurück, trugen unsere allercoolsten Klamotten (Miss Sixty Hüftjeans – hell yes!) und waren fester Überzeugung, dass wir in den verganenen Wochen reifer, weiser und schöner geworden sind.

Am ersten Tag erzählten wir von unseren Abenteuern und rieben unser ‘verbessertes Ich’  wirklich jedem unter die Nase. Spätestens am zweiten Tag fiel die Maske und wir waren wieder ganz die alten. Ich hatte schon als Kind ständig grummelige Laune und Menschen gingen mir auch damals bereits gehörig auf die Nerven. Trotzdem war es einfach, in großen Gruppen über solche Eigenschaften hinweg zu sehen. Irgendwie gehörten wir zusammen und funktionierten in der Gemeinschaft. Dabei haben wir uns einander natürlich nicht ausgesucht. Das Schicksal hat uns zusammengeführt (und meist spätestens nach dem letzten Suff der Abifeier wieder auseinander gerissen).

Im Studium sah das Ganze schon etwas anders aus. Wir waren mehr oder minder freiwillig dort und trafen auf Menschen, mit denen wir zumindest einen gemeinsamen Nenner hatten: Das Studienfach. Für Archäologiestudent*innen führte diese (in dem Fall etwas spezielle) Gemeinsamkeit langfristig wahrscheinlich zu tiefer gehenden Freundschaften als für BWLer*innen, doch trotzdem: Wir hatten immer ein Gesprächsthema, auch wenn wir in allen anderen Belangen charakterliche Brücken zu überwinden hatten.

Das zusammengewürfelt werden hatte für mich immer etwas Faszinierendes. Eine Gruppe von Menschen kommt aus einem bestimmten Grund zusammen: unfreiwilliges Lernen in der Schule, fast freiwilliges Lernen an der Uni oder – und jetzt komme ich zum eigentlichen Thema – einer Reise ins Surf-, Spanisch- oder Tangocamp (Yoga Retrats auf Bali ausgeschlossen, da sind in meiner Vorstellung alle Teilnehmer*innen exakt gleich – Namaste!).

Ich habe dieses Jahr auch eine Gruppenreise gemacht, nämlich nach Ägypten ins Kitersurf-Camp.

Das große Fragezeichen

Ich stalke tagelang Google Reviews und Insta-Profile möglicher Veranstalter. Was mir schnell klar wird: Ich bin raus aus dem Alter, in dem wir uns á la Studienfahrt gern ein Hostel-Zimmer mit Fremden teilen, bei dem das siffige Bad womöglich noch auf dem Flur ist. Mein ultimativer Ratschlag: Bucht euch ein Einzelzimmer!

Ich entscheide mich letztendlich für ein Camp, bei welchem Anreise und Unterkunft selbst organisiert werden müssen. So stellt ihr sicher, dass ihr immer eine Exit-Strategie bereithaltet für den Fall, dass Gruppenreisen doch nichts mehr für euch sind. Nach Abschluss der Buchung schwirren tausende Fragen in meinem Kopf:

Werden die Leute nett sein oder mich in den Wahnsinn treiben? 

Gibt es diese Reise wirklich oder wurde ich abgezockt?

Werde ich unter Anfang 20-jährigen, topfitten Surfer*innen die Älteste (und Schrumpeligste) sein oder die Jüngste in einer Gruppe Mittvierziger?

Sind meine Skills ausreichend oder wird’s schnell peinlich für mich?

Was ziehe ich an? (Okay, jetzt wird es absurd!)

Aber hey, ich merke, dass ich voller Vorfreude täglich über meine bevorstehende Reise nachdenke. Wann immer ich einen ‘normalen’ Urlaub buche weiß ich vorher ziemlich genau, was auf mich zukommt: Flug, Hotel, Strand, Essen, Ausflug. Hier jedoch spielt die Gruppe als große Unbekannte eine immer größer werdende Rolle in meinen Gedanken. Vor Reiseantritt lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und weiß genau, dass es am Ende natürlich ganz anders kommen wird als gedacht.

Das erste Kennenlernen

Rund zwei Monate später ist es endlich soweit: Ich reise allein nach Ägypten und frage mich bei allen Mitreisenden, ob sie wohl Teil meiner Reisegruppe sind. So bin ich für meine Verhältnisse erstaunlich freundlich zu meinen Mitmenschen. Nachdem ich die Umgebung vor Ort auf eigene Faust erkundet habe, ist es am ersten Abend soweit: Das Kennenlernen. Ich trage zwar keine Miss Sixty Jeans mehr, dafür aber ein durchaus durchdachtes Outfit. Ich fühle mich zurückgebeamt in die Schulzeit nach den Sommerferien und möchte unbedingt mein leicht optimiertes Ich präsentieren. Völlig bescheuert und doch irgendwie menschlich?!

Wir treffen uns in einem Burgerladen und jeder erzählt etwas über sich. Wir sind fast alle in unseren Dreißigern und haben gut bezahlte Jobs, was die Diversität etwas zunichte macht und dem Ganzen von außen betrachtet etwas Yuppie-haftiges gibt. Der Abend ist lustig und ich freue mich schon jetzt darüber, Teil einer Gruppe zu sein, ohne mich großartig angestrengt zu haben. Denn wir alle haben dasselbe Ziel: Surfen!

Im Alltag ist es nicht so einfach, stelle ich fest. An der Arbeit kommen wir hin und wieder ins persönliche Gespräch mit Kolleg*innen, doch darüber hinaus fehlen häufig Zeit und Muße, engere Beziehungen aufzubauen. Die Reise in der Gruppe ist also der Turbo-Booster für mögliche Freundschaften im Erwachsenenalter. Wir starten mit einem gemeinsamen Nenner und schauen dann, ob wir vielleicht noch mehr Gemeinsamkeiten haben (oder ob wir uns nach dem Urlaub für immer ghosten werden).

Grüppchenbildung

Die ersten Tage verlaufen hervorragend: Harmonisch und voller Spaß, alle verstehen sich prächtig. Doch dann, kaum merklich, passiert es: Grüppchenbildung innerhalb der Gruppe! Und da ist es wieder, das Teenager-Feeling. Als wir nicht recht wussten, ob wir nun zu den Coolen gehören oder eben doch zu den Nerds. Dieselbe Dynamik schleicht sich ein, natürlich immer hinter dem erwachsenen Höflichkeitsschleier. Plötzlich wird klar, wen wir nicht so gern haben und vor allem: Wer uns nicht so gern hat. Macht aber gar nichts! Während ich mich in der Schulzeit noch verkrampft darum bemühte, von allen gemocht zu werden, ist es schön zu merken, dass es mir heute richtig schön egal ist. Und das nicht aus Trotz, sondern aus der Liebe zu den eigenen Macken. Und diese Aufrichtigkeit wird belohnt mit denjenigen, die in dieser Gruppe so richtig gut zu mir passen.

Wir alle mit demselben Ziel: Cooler werden auf dem Surfbrett! 😉

So hat mir meine Reise nach Ägypten zwei Dinge gezeigt:

  1. Selbst ich kann beim Kitesurfen einigermaßen cool aussehen! (abgesehen von all den lustigen Stürzen…)
  2. Gruppenreisen sind hervorragende Werkzeuge zur Selbstreflexion: Wer bin ich und mit welchen Menschen umgebe ich mich gern? Noch besser: Welcher Typ Mensch umgibt sich gern mit mir? (Die Antworten darauf könnten durchaus schmerzhaft sein…)

Zu diesen (und natürlich anderen Spaßzwecken) solltet auch ihr eine Gruppenreise auf eure Bucketlist für 2022 schreiben und wer sich traut, bucht sogar das Gruppenzimmer. 😉

Fast cool, oder?
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Das weltbeste Schoko-Soufflé gibt es in Namibia

Next stop: Swakopmund

Den Pferde-Fokus des ersten Teils unserer Reise lassen wir hinter uns und sind nun bereit für die Big Five der Tierwelt Afrikas: Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und afrikanischer Büffel. Bevor es jedoch soweit ist, geht es auf eine lange Etappe über Schotterstraßen durch die Wüste. Wir verlassen Sossusvlei in Richtung Swakopmund und freuen uns über einen Stopp in Solitaire, dem Ort des Apfelstrudels. Haltet in jedem Fall dort an und gönnt euch ein Stück!  

Zwischenstopp in Solitaire, um ein Stück Apfelkuchen zu essen: unbezahlbar!

Eine gefühlt niemals enden wollende Autofahrt später begrüßt uns Swakopmund, eine Küstenstadt am Atlantik, in der die deutsche Kolonialzeit mehr als deutlich zu erkennen ist. Zwischen Hohenzollernhaus, Seebad und Altem Amtsgericht wirkt das Städtchen wie eine surreale Filmkulisse. Vielen Namibiern dient der Ort als Feriendomizil für die Sommermonate. Es gibt hervorragende Restaurants und Bars, für die wir zum Glück vorab online reserviert haben: 

1. The Jetty: Gelegen am Ende des ins Meer reichenden Stegs haben wir bei tollem Fisch und gutem Wein die raue See beobachten dürfen. 

2. The Tug: Unbedingt (!!!) das Schoko-Soufflé probieren!!! (10 von 10 Punkte – auch wenn das Bild aussieht als hätte es Karin, 54, aus Duisburg bei Yelp hochgeladen.)

Schoko-Soufflé – The Tug | Swakopmund <3

Auch unser Hotel ist ein absolutes Highlight: The Delight Swakopmund . Hier gibt es das beste Frühstück aller Zeiten!  

Einen Tagesausflug von Swakopmund entfernt liegt Walvis Bay. Dort leben Kolonien von zehntausenden Flamingos und südafrikanischen Seebären. Wir erkunden die Gegend um den Pelican Point auf dem Wasser und buchen eine Kayak-Tour. Wir erleben Pelikane, Seebären, Flamingos und sogar Delfine hautnah und ich fühle mich wie eine Disney-Prinzessin (in unvorteilhaften Kayak-Klamotten).

  

Phallus … äh … Vingerklip Lodge 

Nach zwei Tagen in der Küstenregion fahren wir ein Stück entlang der insgesamt rund 500 Kilometer langen Skeleton Coast. Dort sehen wir beeindruckende Schiffswracks, die auf Grund harscher Seebedingungen im Laufe der Zeit gestrandet sind.  

Schiffswrack | Skeleton Coast, Namibia

Unser nächstes Ziel ist die Vingerklip Lodge, die benannt ist nach einem Felsen, der aussieht wie ein großer Finger. Aber sieht das nicht eher aus wie ein großer…?! Ach, egal. Jedenfalls, in der Phallus … ähm …. Vingerklip Lodge gibt es landschaftliche Weiten zu bestaunen und ein Restaurant auf einem Berg, das über eine waghalsige Treppenkonstruktion zu erreichen ist (der deutsche TüV hätte so seine Schwierigkeiten…). Es heißt Eagles Nest und keine zehn Pferde (here we go again) kriegen mich dort hoch. Für alle Leser*innen ohne Höhenangst: Ihr könnt ja mal berichten, wie es dort oben ist. Stattdessen wandern wir um den großen Felsen, halten Ausschau nach Giraffen (erfolglos) und liegen am traumhaften Pool – natürlich stets mit einem Cocktail in der Hand.  

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahne: Ich werde mir ordentlich den Magen verderben und für die nächsten beiden Unterkünfte sehr gründliche Zimmerrezensionen schreiben können. Mitten in der Wüste Fisch zu bestellen – bescheuerte Idee. 

Etosha Nationalpark  

Klar, wir Europäer wollen Elefanten sehen. Und Löwen sowieso. Umso aufgeregter sind wir, endlich den Etosha Nationalpark zu erreichen. Vier Tage in zwei Lodges an unterschiedlichen Park-Eingängen sollten uns doch genug Zeit geben, die Big Five zu entdecken.  

Trotz verdorbenem Magen lasse ich es mir nicht nehmen, im Safarijeep dem Touristenklischee zu entsprechen und mit Kamera um den Hals wachsam nach wilden Tieren Ausschau zu halten (das beschreibt eigentlich schon alles, was nicht stimmt mit unserer Welt). Tatsächlich werden wir belohnt: Ein Löwenmännchen lässt sich von einer seiner Frauen frisch erlegtes Wild bringen, Elefanten suhlen sich am Wasserloch und Giraffen kreuzen mehrfach unseren Weg. Wohlwissend, wie privilegiert wir sind, all das beobachten zu dürfen, wirken meine Alltagsproblemchen recht klein neben all den imposanten Natur-Eindrücken. Spätestens jetzt bin ich verliebt in diese Reise (nicht so sehr in den Part auf dem Klo)… 

Tomaten-Käse-Sandwich 

Volle vier Tage habe ich nichts gegessen. Die unfreiwillige Crash-Diät hat Spuren in Form von schlechter Laune hinterlassen. Als ich endlich wieder in ein Tomaten-Käse-Sandwich beißen kann, ist auch mein Mann nicht gänzlich unglücklich darüber. Der Startschuss war gefallen, um sich langsam wieder an einen Gin Tonic zu wagen (war rückblickend gar nicht SO langsam). Diesen gibt es in unserer vorletzten Unterkunft, der Frans Indongo Lodge in Otjiwarongo (unser Favorit), auf einer Safari-Tour. Wir haben das Glück, dass uns drei Nashörner begegnen. Überall in Namibia erleben wir aufopferungsvolle Ranger, die die bedrohten Tiere vor Wilderern beschützen. 

Nashörner als bedrohte Tierart werden vor Wilderern beschützt.

Nicht weit entfernt befindet sich außerdem der Cheetah Conservation Fund. Der schwindenden Population von Geparden im Süden Afrikas wird hier entgegengewirkt. Außerdem werden verletzte und verwaiste Tiere gepflegt und auf ihre erneute Auswilderung vorbereitet.   

Abschied auf der Spinnen-Lodge

Die letzte Station unserer Reise ist eine Lodge in der Nähe von Omaruru. Sie ist abgelegen und zwar so weit, dass wir die einzigen Gäste sind (naja, gemeinsam mit ganz vielen afrikanischen Spinnen an jeder Wand…). Die Betreiber, zwei deutsche Ehepaare, wirken wie aus einer mittelmäßigen Folge ‘Goodbye Deutschland‘. Trotz toller Zimmer wirkt es weniger wie eine Erfolgsstory, eher wie ein Provisorium. Ganz klar entschädigt dabei, dass wir den Pool ganz für uns allein haben.  

Nach insgesamt guten drei Wochen geht der unvergessliche Road Trip zu Ende und eines ist klar: Wir kommen wieder! 

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