Next stop: Swakopmund
Den Pferde-Fokus des ersten Teils unserer Reise lassen wir hinter uns und sind nun bereit für die Big Five der Tierwelt Afrikas: Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und afrikanischer Büffel. Bevor es jedoch soweit ist, geht es auf eine lange Etappe über Schotterstraßen durch die Wüste. Wir verlassen Sossusvlei in Richtung Swakopmund und freuen uns über einen Stopp in Solitaire, dem Ort des Apfelstrudels. Haltet in jedem Fall dort an und gönnt euch ein Stück!

Eine gefühlt niemals enden wollende Autofahrt später begrüßt uns Swakopmund, eine Küstenstadt am Atlantik, in der die deutsche Kolonialzeit mehr als deutlich zu erkennen ist. Zwischen Hohenzollernhaus, Seebad und Altem Amtsgericht wirkt das Städtchen wie eine surreale Filmkulisse. Vielen Namibiern dient der Ort als Feriendomizil für die Sommermonate. Es gibt hervorragende Restaurants und Bars, für die wir zum Glück vorab online reserviert haben:
1. The Jetty: Gelegen am Ende des ins Meer reichenden Stegs haben wir bei tollem Fisch und gutem Wein die raue See beobachten dürfen.
2. The Tug: Unbedingt (!!!) das Schoko-Soufflé probieren!!! (10 von 10 Punkte – auch wenn das Bild aussieht als hätte es Karin, 54, aus Duisburg bei Yelp hochgeladen.)

Auch unser Hotel ist ein absolutes Highlight: The Delight Swakopmund . Hier gibt es das beste Frühstück aller Zeiten!
Einen Tagesausflug von Swakopmund entfernt liegt Walvis Bay. Dort leben Kolonien von zehntausenden Flamingos und südafrikanischen Seebären. Wir erkunden die Gegend um den Pelican Point auf dem Wasser und buchen eine Kayak-Tour. Wir erleben Pelikane, Seebären, Flamingos und sogar Delfine hautnah und ich fühle mich wie eine Disney-Prinzessin (in unvorteilhaften Kayak-Klamotten).
Phallus … äh … Vingerklip Lodge
Nach zwei Tagen in der Küstenregion fahren wir ein Stück entlang der insgesamt rund 500 Kilometer langen Skeleton Coast. Dort sehen wir beeindruckende Schiffswracks, die auf Grund harscher Seebedingungen im Laufe der Zeit gestrandet sind.

Unser nächstes Ziel ist die Vingerklip Lodge, die benannt ist nach einem Felsen, der aussieht wie ein großer Finger. Aber sieht das nicht eher aus wie ein großer…?! Ach, egal. Jedenfalls, in der Phallus … ähm …. Vingerklip Lodge gibt es landschaftliche Weiten zu bestaunen und ein Restaurant auf einem Berg, das über eine waghalsige Treppenkonstruktion zu erreichen ist (der deutsche TüV hätte so seine Schwierigkeiten…). Es heißt Eagles Nest und keine zehn Pferde (here we go again) kriegen mich dort hoch. Für alle Leser*innen ohne Höhenangst: Ihr könnt ja mal berichten, wie es dort oben ist. Stattdessen wandern wir um den großen Felsen, halten Ausschau nach Giraffen (erfolglos) und liegen am traumhaften Pool – natürlich stets mit einem Cocktail in der Hand.
Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahne: Ich werde mir ordentlich den Magen verderben und für die nächsten beiden Unterkünfte sehr gründliche Zimmerrezensionen schreiben können. Mitten in der Wüste Fisch zu bestellen – bescheuerte Idee.
Etosha Nationalpark
Klar, wir Europäer wollen Elefanten sehen. Und Löwen sowieso. Umso aufgeregter sind wir, endlich den Etosha Nationalpark zu erreichen. Vier Tage in zwei Lodges an unterschiedlichen Park-Eingängen sollten uns doch genug Zeit geben, die Big Five zu entdecken.
Trotz verdorbenem Magen lasse ich es mir nicht nehmen, im Safarijeep dem Touristenklischee zu entsprechen und mit Kamera um den Hals wachsam nach wilden Tieren Ausschau zu halten (das beschreibt eigentlich schon alles, was nicht stimmt mit unserer Welt). Tatsächlich werden wir belohnt: Ein Löwenmännchen lässt sich von einer seiner Frauen frisch erlegtes Wild bringen, Elefanten suhlen sich am Wasserloch und Giraffen kreuzen mehrfach unseren Weg. Wohlwissend, wie privilegiert wir sind, all das beobachten zu dürfen, wirken meine Alltagsproblemchen recht klein neben all den imposanten Natur-Eindrücken. Spätestens jetzt bin ich verliebt in diese Reise (nicht so sehr in den Part auf dem Klo)…
Tomaten-Käse-Sandwich
Volle vier Tage habe ich nichts gegessen. Die unfreiwillige Crash-Diät hat Spuren in Form von schlechter Laune hinterlassen. Als ich endlich wieder in ein Tomaten-Käse-Sandwich beißen kann, ist auch mein Mann nicht gänzlich unglücklich darüber. Der Startschuss war gefallen, um sich langsam wieder an einen Gin Tonic zu wagen (war rückblickend gar nicht SO langsam). Diesen gibt es in unserer vorletzten Unterkunft, der Frans Indongo Lodge in Otjiwarongo (unser Favorit), auf einer Safari-Tour. Wir haben das Glück, dass uns drei Nashörner begegnen. Überall in Namibia erleben wir aufopferungsvolle Ranger, die die bedrohten Tiere vor Wilderern beschützen.

Nicht weit entfernt befindet sich außerdem der Cheetah Conservation Fund. Der schwindenden Population von Geparden im Süden Afrikas wird hier entgegengewirkt. Außerdem werden verletzte und verwaiste Tiere gepflegt und auf ihre erneute Auswilderung vorbereitet.
Abschied auf der Spinnen-Lodge
Die letzte Station unserer Reise ist eine Lodge in der Nähe von Omaruru. Sie ist abgelegen und zwar so weit, dass wir die einzigen Gäste sind (naja, gemeinsam mit ganz vielen afrikanischen Spinnen an jeder Wand…). Die Betreiber, zwei deutsche Ehepaare, wirken wie aus einer mittelmäßigen Folge ‘Goodbye Deutschland‘. Trotz toller Zimmer wirkt es weniger wie eine Erfolgsstory, eher wie ein Provisorium. Ganz klar entschädigt dabei, dass wir den Pool ganz für uns allein haben.
Nach insgesamt guten drei Wochen geht der unvergessliche Road Trip zu Ende und eines ist klar: Wir kommen wieder!