WHEN GRAVITY HITS AND HANGOVERS ARE REAL.

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Job Jungle

Der ultimative Soundtrack für eintönige Bürotage

Ich sitze im Büro, es ist recht laut. Mit recht laut meine ich den Geräuschpegel eines Kirmeszelts in den Spielpausen der Blaskapelle beim Frühschoppen. Auch der Geruch im vermeintlich hippen Großraumbüro ist vergleichbar, darum geht es aber heute nicht.

Die Stimmung wird hitzig, auch ohne Alkohol. Dabei ist es gerade erst elf Uhr vormittags. Der inkompetente Sitznachbar flucht in seiner Telefonkonferenz auf die von ihm wahrgenommene Inkompetenz seiner Kollegen (the circle of life?!).

I am pissed off as hell! Haltet euch an den blauen Hintergrund mit schwarzer Schrift! Pretty basic, oder?” (Okay, Cowboy!)

Unsere ‘Techie-Ecke‘ diskutiert lautstark über Fachbegriffe, die ich in meiner Position theoretisch schon einmal gehört haben sollte. Theoretisch.

How do we link this ajdsfaweiohf to the ncweWÄn#aisue?” (Häh?)

Die neue Kollegin lauscht den Kenntnissen des weis(s)en Mannes Mitte 50 mit einem Lächeln, das bei genauerem Hinsehen desinteressierter nicht sein könnte (in der Phase waren wir doch alle mal).

Und schau, wenn du hier drauf drückst, dann druckt der Drucker automatisch. Ganz einfach!” (wtf.)

Und ich spüre es: Gleich kommt jemand auf die Idee, mich anzusprechen. Mich nach meiner Meinung zu fragen und in eine lange Diskussion zu verwickeln. Darauf falle ich nicht rein. Nicht heute. Ich greife in meine zu teure Tasche und hole es raus, das unumstrittene Statussymbol des kleinen Beraters (dicht gefolgt von der BahnCard 1.Klasse): Noise! Cancelling! Headphones! Markenware versteht sich, sonst bleibt uns die 1. Klasse verwehrt.

Nicht nur, dass ich jetzt so tun kann, als sei ich in einer ebenso wichtigen Telefonkonferenz wie der Typ neben mir, ich kann gleichzeitig Musik hören. Musik, die den quakenden Quälgeist am Nachbartisch sympathisch wirken lässt, die mit passiv-aggressiven Beats meine Stimmung widerspiegelt und die im Extremfall maximal viele Schimpfworte pro Minute beinhaltet. Hier sind sie also, meine Top 5 Playlists für das Festzelt…. ääh….. Büro, um dem Wahnsinn für kurze Zeit zu entkommen.

Apache207 – Treppenhaus
Ich trete paarmal auf und kassier’ sechsstellige Summen.‘ (28 Liter, Apache 207) – Ich wiederum trete auch jeden Tag auf und kassier’nen knapp zweistelligen Stundenlohn und einen krummen Bürorücken. Außerdem: ‘Ich treibe mich rum auf der Straße. Ab und zu bricht mal ‘ne Nase.‘ (Fame, Apache 207) – Ich treibe mich rum im Büro, ab und zu bricht mal meine Moralvorstellung. Aber egal, mein Favorit vor wichtigen Meetings, um das gebildete Ego zu pushen. Traut euch!

Hozier – Wasteland, Baby
Montags klingelt der Wecker nach schlafgestörter Nacht, die Laune ist im Keller ebenso wie die Augenringe. Im ICE noch schnell die Chance nutzen, sich mit dem eigenen Schicksal abzufinden und einzutauchen in melancholisches Selbstmitleid. Dazu Hozier in Dauerschleife mit meinem Favoriten: ‘There’s no plan, there’s no kingdom to come.‘ (No Plan, Hozier) – Stimmt, dort wo der ICE montags hält wartet definitiv kein Königreich auf mich.

H.E.R. – I used to know her
Weiter geht’s mit Melancholie: Montag bis Donnerstag im Hotel, dazwischen unbezahlte Überstunden, schlechtes Essen, zu viel Wein und eine gehörige Portion Heimweh. Die musikalische Selbstgeißelung beginnt mit H.E.R. immer dann, wenn die Stimmung im Büro kippt und ich mir sorglosere Zeiten herbeisehne. ‘…so I never read the news anymore, it’s hard not to feel hopeless.‘ (Lord is coming, H.E.R.) – Traurig, in der Tat.

Alligatoah – Triebwerke
Du bist schön, aber dafür kannst du nichts. Weder lesen, noch schreiben, noch was anderes.‘ (Du bist schön, Alligatoah) – Als zweite Tonspur zum unsympathischen Sitznachbarn genau das Richtige, um die Gedanken zu kanalisieren und kurze Genugtuung zu verspüren. Ein weiterer Klassiker gerichtet ans Patriarchat im Büro: ‘Du bist älter und denkst wohl, dass du klüger wirkst. Wie gut, dass ich weiß, dass du früher stirbst.‘ (Klüger, Alligatoah) – Kleiner Tipp: Besser nicht allzu laut aufdrehen und keinesfalls mitsingen!

Solange – A seat at the table
Manchmal, wenn Prokrastination auf wichtige Meetingvorbereitung trifft, lande ich ganz aus Versehen auf einschlägigen Reiseportalen. Dabei läuft die Livecam vom Lieblingsstrand, während ich ein äußerst geschäftiges Gesicht aufsetze. Auf den Ohren: Solange, das wahre Mastermind der Knowles-Familie (sorry, Bey!). Gesellschaftskritik trifft auf Melodien aus dem Frühling, sodass neben der Urlaubsplanung auch das moralische Unrechtsbewusstsein aufgefrischt wird.

Egal, für welchen Soundtrack ihr euch letztendlich entscheidet, so bleibt doch das Fazit: Musik macht versöhnlich, sogar im Büro.

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